Nach Abschluss meines drei monatigen Volontär- Einsatzes in Davenport, einer Stadt im Bundesstaat Iowa in den USA, wollte ich noch etwas im Land herumreisen. So kaufte ich mir einen Amtrak Pass. Mit diesem Pass kann man während 3 Monaten kreuz und quer mit dem Zug durch die ganze USA reisen. Dier ersten Wochen fuhr ich die Ostküste rauf und runter. Dann ging es quer rüber zur Westküste, natürlich mit diversen interessanten Zwischenstationen.
So toll es war, mit diesem Zug zu reisen, Amtrak war bekannt für ihre notorisch stundenlangen Verspätungen. Einmal wollte ich von LA nach Seattle mit Zugwechsel in San Francisco. Da wir wieder einmal so eine ätzend lange Verspätung hatten, stoppte mein Zug nachts um 22 Uhr völlig unplanmässig an einer Gleiskreuzung.
Ich wurde mit einem anderen Passagier bei Dunkelheit und Kälte im Nirgendwo aus dem Zug spediert. Uns wurde gesagt, der Zug von San Francisco nach Seattle fährt in einer Stunde hier vorbei und wir könnten da zusteigen.
Hey Leute, es gab da keinen Bahnhof, kein Haus, keine Menschen, nichts. Nur dieser junge Mann und ich mit unseren Taschen an einer Gleiskreuzung im schwachen Licht einer einzigen Lampe. Froh darüber nicht ganz allein zu sein, richteten wir uns ein. Wir vertrieben uns die Zeit mit Schwatzen und Geschichten erzählen.
Irgendwann nach fast drei Stunden kam dann unser Zug aus San Francisco und hielt tatsächlich an um uns aufzugabeln. Halb verfroren aber erleichtert konnten wir endlich wieder in den warmen Zug einsteigen und unsere Reise schlummernd im bequemen Sessel fortsetzen.
Schon etwas unkonventionell diese harsche Behandlung der Zuggäste, findet ihr nicht auch?